16.12.2011

ITER wird so groß, der passt in keine Schublade

Man hat's nicht leicht, wenn man Befürworter erneuerbarer Energien und dafür andersherum eigentlich nicht ausreichend Technophob ist. Warum? Man kann sich nicht an fertigem Schubladendenken bedienen.
Hans-Josef Fell ist Sprecher für Energiepolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und hat damit sicher eine nicht unwesentliche Schnittmenge an Ansichten mit zum Beispiel ... mir. Aber er hat als Grüner eben auch zu fast jedem Thema die passende Schublade parat. Ich vermute, dass eine davon mit "Kern- und Atom-Irgendwas" beschriftet ist.
Hier und da formuliert er auf seiner Internetseite sagen wir etwas tendenziös (noch so eine Schnittmenge, zugegeben). Ein schönes Beispiel ist Fells "Schlagzeile" über die Finanzierung des Kernfusionsreaktors  'ITER' (Gegner sagen gerne Atomfusionsreaktor, das klingt mehr nach AKW). Denn, so Fell: 'Es steht zu befürchten, dass das Geld zu einem relevanten Teil aus anderen Forschungsbereichen abgezweigt wird' und 'Auch für Erneuerbare-Energien-Forschung dürften damit der EU in Zukunft noch weniger Mittel zur Verfügung stehen als bislang'.

Na? Gemerkt? 'Es steht zu befürchten' und 'dürfte'.

Dass das eben nicht zu befürchten steht und auch nicht so sein dürfte (jedenfalls nicht in diesem Zusammenhang), weiß Fell meiner Meinung nach ziemlich genau. Zumindest formuliert er so, als wüsste er es. 450 Millionen Euro werden jetzt umverteilt aus dem Haushalt für Agrarpolitik, Fischerei, ländliche Entwicklung (und damit ist, denke ich, nicht der Bau von WEAs gemeint) und Umwelt und 390 Millionen aus dem Budget für administrative Kosten der EU-Institutionen.
Salopp würde ich sagen: Finanzierung von Grundlagenforschung statt subventionierter Überproduktion und übertriebener Bürokratie? Gott bewahre!

Worauf will ich hinaus? Entweder sind die Haushalte der EU verdammt schwammig benannt oder hier wird mit sehr bewussten Formulierungen versucht, einen falschen Eindruck zu erwecken.
...oder beides.

Ich kann nicht leugnen, dass der Kasten tatsächlich saumäßig teuer wird. Zumindest für ein einzelnes Forschungsprojekt. Man spricht von 16 Milliarden Euro. Deswegen bezahlt ihn auch nicht die EU und schonmal garnicht Deutschland alleine. Vielmehr beträgt der Anteil der EU an den Baukosten (ohne Frankreich, das eine Sonderstellung einnimmt und alleine 2/11 trägt)* 3/11, das entspricht also etwa 4.4 Milliarden Euro. Unter uns: Dafür kriegt man sogar Dinge von zweifelhafterem Wert nicht, wie zum Beispiel eine marode Bankenholding, einen Tunnelbahnhof in Schwaben oder knapp zwei Jahre Steinkohlesubventionen.
Und die bringen weder technologischen Fortschritt noch die Lösung großer Probleme der Energieversorgung.
Prof. Harald Lesch drückt das ganze hier (sehenswert nebenbei) etwas kompakter aus: "Wir werden irgendwann gefragt werden, wenn wir es nicht tun, 'warum habt Ihr das nicht gemacht?'".

Ich bin sicher, dass mich das Thema noch öfter beschäftigen wird (ITER, nicht Hans-Josef Fell).**

*Wenn ich die Quelle des Wikipediaeintrages richtig verstehe, sind die  Anteile Frankreich 1/11 - Restliche EU 4/11. Wenn dem so wäre, wäre der Bahnhof evtl. doch drin.

**Nachtrag 27.02.: Zu früh gefreut

1 Kommentar:

  1. Die Amerikaner sind dort deutlich zielstrebiger. Sie kaufen sich dafür 10 (nein nicht 100) Flugzeuge, die in der Lage sind Radargeräte zu manipulieren oder gar erblinden zu lassen, eine so synapsenanregende form haben, dass selbst schulkinder mit hilfe von geodreiecken schlachtfeldsimulationen....simulieren und bei gott, ja sie können sogar fliegen. UND... und jetzt kommt der hammer... ich lüge nichtmal, wenn ich sage, dass auch diese Flugzeuge in der lage sind (genauso oder sogar besser als andere) eine Kernfusion in form eines nuklearsprengkopfes enstehen zu lassen.
    Der Unterschied: Sie machen kein geheimnis draus!

    Grüße Torb

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